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Tristan Brusch
Tristan Brusch

Tristan Brusch

Wir wissen nicht, ob Tristan Brusch schonungslos ehrlich oder einfach nur grausam ist.Wenn man sein neues Album, »Am Anfang«, hört, könnte man
bisweilen auf letzteren Gedanken kommen. Der Künstler selbst legt ihn nahe: Tristan
Brusch geht in diesen zwölf neuen Liedern immer wieder unbarmherzig hart mit sich
selbst ins Gericht, schont aber auch die anderen nicht.


»Bist Du traurig und verletzt, drück ich Dich, bis es Dich zerquetscht«, singt er im
schwelgerischen »Die Liebe in Maßen«. »Es tut mir leid, dass du so liebst (…)
Jemand wie mich, der dich zerbricht«, heißt es in »Danke dass du nicht aufhörst mich
zu lieben«.


Das ist also schon mal nicht besonders nett, aber notwendig: »Am Anfang«, so kann
man das hören, ist ein Coming-of-Age-Album, das vor allem von Verlust erzählt.
Dem Verlust von Jugend, Unschuld, einer Liebe, womöglich: sich selbst. Wie alle
wirklich großen Alben über Verlust – »Blue«, »Skeleton Tree«, »Blackstar«, »For Emma, Forever Ago« – wächst auch dieses weit über sein Sujet hinaus und erzählt
viel mehr über die Welt, das Leben, die Liebe, die Gesellschaft, die unerträgliche
Leichtigkeit des Seins – die Fähigkeit, loslassen zu können.


Es geht auf »Am Anfang« also auch um Vergebung und Erlösung, und um die
Erkenntnis, dass man sich zunächst selbst wiederfinden muss, ehe man von anderen
gefunden und womöglich gar gerettet werden kann. Was Tristan Brusch sich hier vor
allem fragt: Warum verharren wir im Falschen, wenn wir doch eigentlich wissen, wie
es richtig wäre?


Insofern fügt sich das Album kongenial in jene als Epos angelegte Trilogie, die
Tristan Brusch nunmehr mit »Am Anfang« abschließt, vorangegangen waren die
Alben »Am Rest« und »Am Wahn«. In dieser universellen romantischen
Beziehungserzählung des Tristan Brusch, die immer auch ein Sittengemälde der
Liebe in unverbindlichen Zeiten ist, nimmt das neue Album einen besonderen Platz
ein.


Wo sich »Am Rest« dem Sterben einer Beziehung widmete und »Am Wahn« die
Verzweiflung danach ausleuchtete, strebt »Am Anfang« nach Versöhnung,
Transzendenz und höherer Erkenntnis. Wenn das hier auf dieser Erde alles
irgendeinen Sinn ergeben soll, dann ja vermutlich genau jenen, den Tristan Brusch in
dem Lied »Wir sind geboren um zu sterben« auf den Punkt bringt, wenn er singt:


Wir sind geboren, um zu sterben
Und es gibt auf dieser Erde
Genau zwei Dinge zu lernen
Lieben und geliebt zu werden


Tristan Brusch geht mit diesem Album also zurück auf Start – und damit mitten ins
Herz seiner Kunst. Er hat dazu bestürzend schöne Lieder geschrieben, in diesem ganz
speziellen Stil, den in diesem Land niemand sonst vergleichbar bravourös und
hingebungsvoll beherrscht. Wir hören Spuren von Chanson, Chris Isaak, Nick Drake
– doch vor allem hören wir: Tristan Brusch. Eingängigkeit und Tiefgang, Poesie und
Pop. Letztlich ist das hier Tristan-Brusch-Musik, ein Genre, das der Künstler
erfunden hat – und zu dessen Kern er mit »Am Anfang« weiter vordringt.


Ganz überwiegend hat Tristan Brusch die neuen Songs in einer stürmischen
Kreativphase im Sommer 2024 geschrieben. »Mein Trick besteht darin, mich nicht
lange mit der Produktion hochklassiger Demos aufzuhalten, sondern direkt mit den
Voice-Memos meiner Songs ins Studio zu gehen und sie dort möglichst frisch mit der
Band zu spielen und aufzunehmen.«

Die Unmittelbarkeit, die sich aus diesem Ansatz ergibt, hört man auf »Am Anfang« sofort. Sie lässt diese Songs organisch, dringlich klingen, im besten Sinne wie eine Live-Aufnahme aus dem Studio. So ähnlich war es auch: »Am Anfang« wurde im Frühwinter 2024 mit dem Produzenten Olaf Opal und den Musikern Felix Weicht
(Bass), Timon Schempp (Schlagzeug) und Friedrich Paravicini (Streicher) in einem
zum Studio umgebauten ehemaligen Kinderheim an der dänischen Grenze in nur vier
Tagen aufgenommen, nach weiteren zehn Tagen für Gesänge und Overdubs war alles
fertig.


Das Album ist noch klarer und aufgeräumter als seine unmittelbaren Vorgänger.
Stimmlich setzt Tristan Brusch weniger auf Modulation und dramatische Effekte, die
Songs stehen im Vordergrund. »Ich wollte noch weniger Kunstfigur sein und dafür
verletzlicher singen, angreifbarer auch«, sagt er.


Das Drama liegt also weniger in der Stimme, sondern in den Songs selbst. Während
er die neuen Songs schrieb, ging Tristan Brusch davon aus, an einem besonders
hoffnungsvollen Album zu arbeiten, was sich auf den ersten Blick nicht erfüllt, dann
aber wiederum sehr: In seinem romantischen Streben nach einer höheren
Daseinsform ist »Am Anfang« auf wunderbar intensive Weise sogar sehr
hoffnungsvoll.


Ob es in »Grundsolider Schläger« darum geht, wie der Protagonist einen Freund an
die Drogensucht verloren hat, um den Alltag eines Strichers in »Wir Kinder vom
Bahnhof Zoo« (im Duett mit Veronika Hahn) oder in »Haifisch« von oben auf das
Thema geblickt wird: Tristan Brusch durchleuchtet aus unterschiedlichen
Perspektiven unsere großen und kleinen Verluste. Es gibt wiederkehrende Motive wie
die Frage, wie viele Gedanken, Gefühle in ein Lied passen, rote Fäden, die einander
ergänzen und diese Songs zu einem Ganzen werden lassen, einem Werk, einer
Erzählung.


»Vierzehn« handelt von der Sehnsucht nach einer Unschuld, die es so vermutlich
niemals gegeben hat, das schwelgerische »Die Liebe in Maßen« ist ein ebenso
wonnevoller wie selbstironischer Schlager noir, zu »Die lange Nacht« imaginiert man
automatisch ein Meer aus Feuerzeugen – keinesfalls leuchtende Smartphone-Screens!
–, während »Heiliges Land« gleichermaßen von der Naivität und Bigotterie im
politischen Engagement junger Bürgerkinder kündet, ohne diese auszustellen oder
gar zu verspotten. Es mag selbstgerecht gewesen sein, aber es hat wenigstens etwas
bedeutet. Es war echt, man hat es gefühlt.


Auf seiner Suche nach höheren Wahrheiten begibt sich Tristan Brusch auch ins
Getümmel aktueller Diskurse und ewig gültiger Sinnfragen. An den Nahtstellen der
Gender-Debatte erzählt die Meta-Ebene des Albums von Ambiguitätstoleranz, Die Unmittelbarkeit, die sich aus diesem Ansatz ergibt, hört man auf »Am Anfang«
sofort. Sie lässt diese Songs organisch, dringlich klingen, im besten Sinne wie eine
Live-Aufnahme aus dem Studio. So ähnlich war es auch: »Am Anfang« wurde im
Frühwinter 2024 mit dem Produzenten Olaf Opal und den Musikern Felix Weicht
(Bass), Timon Schempp (Schlagzeug) und Friedrich Paravicini (Streicher) in einem
zum Studio umgebauten ehemaligen Kinderheim an der dänischen Grenze in nur vier
Tagen aufgenommen, nach weiteren zehn Tagen für Gesänge und Overdubs war alles
fertig.


Das Album ist noch klarer und aufgeräumter als seine unmittelbaren Vorgänger.
Stimmlich setzt Tristan Brusch weniger auf Modulation und dramatische Effekte, die
Songs stehen im Vordergrund. »Ich wollte noch weniger Kunstfigur sein und dafür
verletzlicher singen, angreifbarer auch«, sagt er.
Das Drama liegt also weniger in der Stimme, sondern in den Songs selbst. Während
er die neuen Songs schrieb, ging Tristan Brusch davon aus, an einem besonders
hoffnungsvollen Album zu arbeiten, was sich auf den ersten Blick nicht erfüllt, dann
aber wiederum sehr: In seinem romantischen Streben nach einer höheren
Daseinsform ist »Am Anfang« auf wunderbar intensive Weise sogar sehr
hoffnungsvoll.


Ob es in »Grundsolider Schläger« darum geht, wie der Protagonist einen Freund an
die Drogensucht verloren hat, um den Alltag eines Strichers in »Wir Kinder vom
Bahnhof Zoo« (im Duett mit Veronika Hahn) oder in »Haifisch« von oben auf das
Thema geblickt wird: Tristan Brusch durchleuchtet aus unterschiedlichen
Perspektiven unsere großen und kleinen Verluste. Es gibt wiederkehrende Motive wie
die Frage, wie viele Gedanken, Gefühle in ein Lied passen, rote Fäden, die einander
ergänzen und diese Songs zu einem Ganzen werden lassen, einem Werk, einer
Erzählung.


»Vierzehn« handelt von der Sehnsucht nach einer Unschuld, die es so vermutlich
niemals gegeben hat, das schwelgerische »Die Liebe in Maßen« ist ein ebenso
wonnevoller wie selbstironischer Schlager noir, zu »Die lange Nacht« imaginiert man
automatisch ein Meer aus Feuerzeugen – keinesfalls leuchtende Smartphone-Screens!
–, während »Heiliges Land« gleichermaßen von der Naivität und Bigotterie im
politischen Engagement junger Bürgerkinder kündet, ohne diese auszustellen oder
gar zu verspotten. Es mag selbstgerecht gewesen sein, aber es hat wenigstens etwas
bedeutet. Es war echt, man hat es gefühlt.


Auf seiner Suche nach höheren Wahrheiten begibt sich Tristan Brusch auch ins
Getümmel aktueller Diskurse und ewig gültiger Sinnfragen. An den Nahtstellen der
Gender-Debatte erzählt die Meta-Ebene des Albums von Ambiguitätstoleranz, Männlichkeitsbildern, romantischen Beziehungsidealen, die wir Hollywood-Opfer
weiterhin mit uns herumtragen.


»Es geht mir vor allem um Gnade«, sagt Tristan Brusch, »um unverdiente
Vergebung.«


Als Mensch ganz gesehen und angenommen zu werden, sich also selbst anzunehmen
mit allen Fehlern und so akzeptiert zu werden – und darüber Gräben zu überwinden:
Wollen wir das nicht alle?


Durch diese Musik kann man völlige innere Freiheit erfahren, sie lässt einen über den
Dingen schweben, eins mit allem werden, den Schmerz, die Reue, die Sehnsucht und
sich selbst ertragen. »War’s ein Märchen ohne Ende / War es unvernünftig, lächerlich,
zu groß« fragt Tristan Brusch am Ende dieses wunderbar – nun eben doch –
hoffnungsvollen Albums in dem letzten Lied, »Tristan und Elise«. Es ist ein Satz, der
ohne Fragezeichen auskommt.


Denn Tristan Brusch ist natürlich ganz und gar nicht grausam, sondern ein Suchender,
es geht ihm um Wahrhaftigkeit. »Am Anfang« ist zurück und nach vorn gedacht.
Jedem Ende wohnt bekanntlich ein Anfang inne.

Quelle: Veranstalter

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