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Klebstoff Tour II | Support: Dissy

Technikum

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Technikum

Zu Zeiten der Pfanniwerke war das heutige Technikum die Ideenwerkstatt und Rezepturküche des Konzerns. Nach einer Zwischennutzung als Club eröffnete es 2014 als hochmoderne und technisch vollausgestattete Konzert- und Eventlocation wieder.

Wenig Zeit und schnelle Hilfe benötigt? In unseren FAQs findet Ihr rund um die Uhr Antworten auf Eure Fragen.

Besucher FAQ

Beginn: 19:30 Uhr

Tickets: 24,00 €

Veranstalter: target Concerts GmbH

Dass deutsche Popmusik in 90 Prozent der Fälle schnarchlangweilig ist und allzu gerne den einfachen Weg geht, dürfte ein hinreichend bekannter Umstand sein. Dass Mine es besser weiß und kann, ebenfalls. Die 33-Jährige hat das mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum aus dem Jahr 2014 und dem Nachfolger »Das Ziel ist im Weg« zwei Jahre später alleine, aber immer wieder auch gemeinsam an der Seite von Künstlern wie den Orsons auf Songs und Bühnen eindrucksvoll bewiesen.
Vielleicht, weil Musik in ihrem Leben schon immer da war: Bei Gesangswettbewerben, im Musikunterricht oder dem anschließenden Studium in Mainz und Mannheim. So klassisch und konform sich dieser Werdegang auf dem Papier liest, so abseits von allem anderen ist das, was Mine in ihren Songs produziert, schreibt und macht. Ihre Lieder klingen so anders, nischig und mutig, gerade richtig leise und dann wieder laut, wie wenig anderes. Nur verständlich, dass es dafür 2016 den Preis für Popkultur in der Kategorie »Lieblingssolokünstlerin« gab.
Anfang 2017 schaute Mine sich gemeinsam mit Fatoni auf »Alles Liebe Nachträglich« dann in der Retrospektive das vielschichtige Phänomen zwischenmenschlicher Beziehungen an und erntete dafür durch die Bank Fürsprechungen von Fachpresse und Feuilleton – am Ende des gleichen Jahres erfüllte sie sich mit einer 32.000-Euro-Crowdfunding-Kampagne und Gästen wie Friedrich Lichtenstein, Grossstadtgeflüster, Bartek (Die Orsons), Fatoni, Edgar Wasser, Tristan Brusch, Textor (Kinderzimmer Productions), Haller, Ecke Prenz und dem Berliner Kneipenchor in Eigenregie bereits zum zweiten Mal den Traum vom selbst arrangierten Herzensprojekt namens Orchester-Konzert.
Aber neben all diesen Projekten und Privatem bleibt kaum Zeit fürs Schreiben – und als Mine Anfang 2018 Soloalbum Nummer 3 angehen will, muss es auf einmal ganz schnell gehen. »Der Schreibprozess war dieses Mal sehr kompakt«, erinnert sich Mine. »Ich hatte am Anfang total Angst davor, dass die Songs sich zu sehr ähneln, wenn ich sie innerhalb von kürzester Zeit schreibe.« Aber: Das Gegenteil ist der Fall. Rasch, viel rascher als sonst, stehen da gut zwei Handvoll ganz unterschiedliche Songskizzen, die es wert sind, dass man ihnen nachspürt – textlich und musikalisch, aber vor allem auch klanglich. Immer neu, immer anders. Nicht umsonst liebt und sammelt Mine exotische Instrumente und nennt Autoharp, Phillicorda und Omnicord ihr Eigen.
Mine durchdringt ihre Kunst bis ins kleinste Detail. Und während Kollegen sich ihre musikalischen Untermalungen gerne von Studiomusikern auf den Leib schneidern lassen, übernimmt sie das mittlerweile so gut es geht selbst und nimmt von Album zu Album mehr und mehr auch die Rolle der Produzentin ein. »Die Produktion ist für mich ein unglaublich wichtiger Teil des Songwriting. Aber es hört für mich nicht auf, wenn ich eine Melodie, Akkorde und Text gefunden habe. Im Gegenteil: Die Auswahl der Sounds spielt eine genauso große Rolle – und das möchte ich, so gut es geht selber bestimmen. Denn mittlerweile weiß ich sehr genau, was ich brauche, um das zu bekommen, was ich höre.«
Mit einem Computer voller fast fertiger Versionen geht es zu Dennis Kopacz und Marcus Wüst in die »kleine audiowelt« in Sandhausen. Der Studiokomplex im nordwestlichen Nirgendwo von Baden-Württemberg ist über die Jahre zu einer echten Homezone für Mine geworden. »Es gibt dort elf Parteien im Alter von 20 bis 80, die ganz unterschiedliche Musik machen – von Pop und Techno, bis Jazz und Klassik. Es geht dort gar nicht darum, was man schon erreicht hat, sondern einfach nur um das Musikmachen. Ein Arbeitsumfeld der angenehmeren Sorte, in dem auch Mines drittes Soloalbum entsteht.
Wenn man »Klebstoff« zum ersten Mal hört, dann könnte man meinen, dass es poppiger, vielleicht auch zugänglicher als die beiden Vorgänger geraten ist. Professioneller trifft es wohl am besten. Das Album hat mit »90 Grad« und »Einfach so« gute Pop-Songs, bei denen man gleich weiß, worum es geht und die trotzdem nicht im belanglosen Grundrauschen des musikalischen Zeitgeists untergehen. Aber dann gibt es eben auch Songs wie »Nichts« oder »Schwer bekömmlich«, die etwas von einem wollen, auf die man sich einlassen muss.
»Ich finde den Mix aus diesen beiden Extremen perfekt«, sagt Mine. »Ein gutes Album ist für mich eines, das mich über längere Zeit begleitet, aber trotzdem auch direkt abholt. Dann kann es nämlich passieren, dass einen zu Beginn ein paar Lieder begeistern, während andere in den Hintergrund geraten und dadurch Zeit bekommen – aber nach dem man das Album ein paar Mal gehört hat, dreht sich das und man kann gar nicht verstehen, dass es vorher mal anders war.«
Wie Mine auf »90 Grad« mit Pauken und Trompeten im Rücken neue Perspektiven einnimmt und Dialoge mit ihrem Zukunfts-Ich führt, ist imposante Introspektive und Hit zugleich. Ganz ähnlich der Song »Spiegelbild« mit dem Berliner Künstlerkollektiv AB Syndrom, für welchen sich das Trio – angetrieben von Percussions, Flöten und Streichern – einen Reim auf die Rastlosigkeit in der Reflektion macht, während »Einfach so« mit Giulia Becker vom »Neo Magazin Royale« wunderschönes Selbstverständnis in Songform ist.
Das Titellied »Klebstoff« zeigt, wie man mittels sprichwörtlicher Sinnverschiebung auch dem Moment des traurigsten Abschieds vielleicht noch ein Schmunzeln abgewinnen kann. Klarer, deutlicher, aber nicht minder beeindruckend und ergreifend klingt »Vater«. Ein schonungsloses Gegenüberstehen zweier Generationen. »Ich wollte den Song eigentlich gar nicht veröffentlichen, weil er so unmittelbar und gar nicht metaphorisch ist. Die Zeilen und auch der Titel sagen genau, um wen es geht. Das ist für mich ein Schritt gewesen, den ich davor noch nie gegangen bin und mit dem ich heute doch sehr glücklich bin.«
Das Album trägt den Titel »Klebstoff« nicht ohne Grund. Für Mine ist das Wort ein phonetisches Meisterwerk: »Ich bin ja ein großer Fan der deutschen Sprache und mag gerne, dass sie so kryptisch in den Betonungen ist. ›Klebstoff‹ klingt hart, aber gleichzeitig trotzdem weich und passt genau zu seiner Bedeutung. Ich finde das Bild interessant, dass jeder von uns mit Klebstoff umhüllt durch das Leben geht und alle Dinge, mit denen man in Kontakt kommt – positiv oder negativ – an einem kleben bleiben. Auch, wenn man das gar nicht will. Auch, wenn man schon längst woanders ist.« Genau von diesen Dingen, erzählen die Songs auf dem Album.
In den 11 Stücken und gut 40 Minuten Spielzeit ist man ganz nah dran an Mine. An ihren Gesprächen mit sich selbst und anderen, aber auch dem Ergründen und Überdenken, dem Gucken und Schauen, dem Drehen und dem Wenden der Dinge, die man nach und nach mit sich trägt, so schön oder schlimm sie auch sein mögen. »So traurig das Album oft ist, so tief es manchen Stellen auch geht – ich fühle mich wohl mit der Platte.«

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